Moylandstraße I

Juwelen… / Gems…

Moylandstraße I
Moylandstraße I

… in der Nachbarschaft.

Als ich Ende Januar während eines Spaziergangs durch die Moylandstraße lief, erwartete ich eigentlich keine Überraschungen. Die Gegend ist ruhig und auch architektonisch eher unspektakulär.

Aber dann komme ich an einem kleinen Häuschen vorbei. Neue Sachlichkeit, Bauhaus – irgendwas in der Richtung. Bemerkenswert, weil es sich architektonisch deutlich von den umliegenden Gebäuden abhebt. Aber nicht spektakulär.

Und dann ist da diese gravierte Metallplatte am Torpfosten. Name, Klingel, Briefkasten, das Übliche. Und ein großes „Denkmalschutz“ Emblem. Sehr ungewöhnlich. Das Haus sieht nicht sehr alt aus und steht dennoch unter Denkmalschutz?

Glücklicherweise ist jemand im Garten.  Und auf meine Frage nach dem Denkmalschutz bringt er mich mit wenigen Hinweisen auf eine interessante Geschichte:


Es muss um 1948/49 gewesen sein, als der Krefelder Textilingenieur Richard Vogelsang (1916 – 1986) den Entschluss zum Bau eines Eigenheims fasste. Was ihn dazu trieb — nur wenige Jahre nach Kriegsende und in einem wirtschaftlich schwierigen Umfeld — ist nicht überliefert. Jedenfalls traf er mit der Beauftragung von Bernhard Pfau eine sehr außergewöhnliche Wahl, denn Pfau vertrat einen für die Zeit extravaganten Baustil, der zwar für internationales Aufsehen, vor Ort aber auch für kontrovers geführte Diskussionen sorgte.

Und so war es dann auch in Krefeld. Die auf das Bekanntwerden des Bauvorhabens folgende Diskussion führte zu einigen Zugeständnissen von Bauherrn und Architekten, wie etwa eine weit zurückgesetzte Lage des Hauses und die Pflanzung hoher Sträucher, um das Gebäude gewissermaßen zu verstecken. Die klaren Konturen, die offenen Fronten mit ihren zahlreichen und großen Fenstern und die helle Farbgebung waren wohl zu viel für die stark konservativ geprägten Geschmäcker.

Nachdem das Haus in den Jahren 1949/50 erbaut und die Ablehnung in der Bevölkerung mit der Zeit geschwunden war, wurde es still um das Haus.


Zwanzig Jahre nach dem Tod des Bauherrn, 2006,  war es mit der Ruhe zunächst vorbei. Marcus Wrede, ein Architekt aus der Region, erwarb Haus Vogelsang und restaurierte es unter großen Aufwänden denkmalgerecht. Dafür wurde er 2008 mit dem Rheinischen Denkmalpreis ausgezeichnet.

… in the neighbourhood.

When I was walking through Moylandstraße end of January, I didn’t expect any surprise. The area is calm and its architectural features are rather unspectacular.

Then I reach a smaller house. New Objectivity, Bauhaus — something of that kind. Remarkable, because it  clearly stands out from its surrounding buidlings. But not spectacular.

And then, there is this engraved metal plate on the gatepost, Name, doorbell, letterbox, as usual. And a large „Cultural Heritage“ sign, Very unusual. The house doesn’t seem to be very old but it is a cultural heritage nevertheless?

Fortunately, there is someone in the garden. And answering my question about the cultural heritage sign, it just takes him a few hints to lead me to an interesting story:


It may have been around 1948/49 when textiles engineer Richard Vogelsang (1916 – 1986) decided to having his home built. What led him to this decision — with the second World War just ended a few years ago and in an economically difficult environment — may remain unclear. Anyhow, his decision to engage Bernhard Pfau to erect the building was a rather extraordinary one since Pfau supported an architectural style exceptional for its time that, while causing a stir internationally, often resulted in a controverial debate at home and on site.

And so it happened in Krefeld, too. The discussion following the publication of the project lead to several concesssions such as the building being located further away from the street and  an additional hedgerow to kind of hide the building from the public. Its clean shapes, the open fronts with large windows and the light colouring may have been out of reach to the mostly conservative minds.

After the house had been built in 1949/50 and its rejection  had dwindled in the course of time, silence descended on the building.


Twenty years after the the death of its owner, 2006, the house gained public attention again. Marcus Wrede, a young architect from the region, acquired Haus Vogelsang and restored it according to the specification of listed buildings. He was awarded the Rheinische Denkmalpreis award in 2008 for his efforts.


Quellen:

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2 Gedanken zu “Juwelen… / Gems…

  1. Hola Daniel, das war mal interessant – viele Baushaus Werke sieht man ja nicht. Hast Du schon mal vom Falling Water Haus in den USA gehört? Ich habe mir das angesehen, und es ist mehr als nur beeindruckend gewesen – seitdem bin ich auch ein Architektur Fan. In Darmstadt gab es auch ein paar nette Sachen zu sehen! Cheers… cbo

    1. Hi cbo, Falling Water musste ich eben ergoogeln 😉 Sehr beeindruckend, danke für den Hinweis! 🙂
      In diesem Blog betreibe ich ja hauptsächlich Nabelschau. Und dann ist es schon sehr interessant, solche Schätzchen an Ecken zu finden, an denen ich sie nicht erwartet hätte. 🙂
      Auch wenn die Stadt über Jahrhunderte hinweg extrem reiche Menschen zu ihren Bürgern zählte (die sich solche Auftragsarbeiten leisten konnten) und zudem im zweiten Weltkrieg sehr glimpflich davongekommen ist, bin ich von meinen Funden immer wieder überrascht.

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